Projektwettbewerb
Die Abschottung Europas hat seit dem Jahr 2000 geschätzt 25.000 Menschen das Leben gekostet. Über die Aufnahme von Flüchtlingen herrscht vielerorts erbitterter Streit. Oft scheint die Debatte über das Thema vergiftet, es herrscht Ratlosigkeit und Verunsicherung. Dabei besteht grösster Handlungs- und Gesprächsbedarf. Gibt es nicht ein Menschenrecht, nicht nur auf Asyl, sondern auch auf Bewegungsfreiheit? Wie rechtfertigen wir die Privilegien, mit denen wir hier in Europa zufällig geboren werden? Weltweit schotten sich die Wohlhabenden gegen Ärmere und Notleidende ab. Mit welchen Konsequenzen – und mit welchem Recht?
432 Künstler aus 48 Ländern weltweit haben Projekte zum Thema Festung Europa eingereicht, an sie alle geht hier nochmals unser Dank. Sieben Projekte hat die Jury zur Realisierung ausgewählt. Die sehr unterschiedlichen Ansätze erlauben empathische, vielschichtige und differenzierte Perspektiven auf die Festung Europa.
Zur Eröffnung besingt das Berliner Kollektiv andcompany&Co. in ihrem konzertanten Opernremix die Figur des Schleppers. Das Zürcher Random Institute lädt zwei marokkanische Künstler ein und thematisiert Hintergründe der Visavergabe in einer Ausstellung. Graeme Miller fotografiert den Himmel über Weisslingen, von dem vor fünf Jahren ein Mensch gefallen ist. Die iranische Theatergruppe von Seyed Kamaleddin Hashemi erzählt von fünf Flüchtlingen, die irgendwo zwischen allen Grenzen ausharren. Viktoriya Myronyuk weiht in ukrainische Zaubersprüche ein, mit denen ein europäischer Ehemann angelockt werden kann. Haworth + Hayhoe unterlaufen den Schrecken der Grenzen durch willkürliche aber liebenswerte Kontrollen. Und Momar Ndiaye verdichtet die verzweifelte Europasehnsucht der Jugend in afrikanischen Grossstädten zu einer Choreographie.
Im Realitätenkabinett in den Galerien der Bollwerk-Festung laden Experten zum Gespräch über spezifische Aspekte der Festung Europa: über juristische Zwickmühlen, politische Projekte, philosophische Fragestellungen, soziologische Erkenntnisse, utopische Ansätze und persönliche Schicksale.
Projektwettbewerb ausgeschrieben von Festival Belluard Bollwerk International und Migros-Kulturprozent